Mal wirklich interessante Raspberry Pi Projekte (oder eher Server-Ideen)

Ja, wir haben solche Ideen schon überall gesehen.. Media-System mit KodiOS, DNS sinkhole alá PiHole, Retroemulator… was auch immer. Wenn man nach Raspberry Pi Projekten sucht, sind diese Beispiele immer in den Listen vorhanden. Neben diesen Sachen oder einem NAS findet man wirklich nur wenige Projekte, die neu sind. Daher habe ich mir mal ein paar meiner Anwendungen herausgepickt und möchte diese mal etwas genauer vorstellen. Diese sind vielleicht nicht so spannend, wie ein smarter Spiegel der das Wetter anzeigt, aber mindestens genauso cool um im Internet damit angeben zu können.
Nextcloud
Eigentlich brauche ich hierzu nicht viel schreiben. Alles wichtige über diese Cloud habe ich bereits in einem separaten Artikel verfasst. Die Nextcloud ist wirklich mächtig in allen Belangen und das auch schon auf einem Homeserver. Besonders, wenn viele Menschen mit dem gleichen Netzwerk verbunden sind oder wenn man einfach viele Geräte nutzt. Natürlich ist es viel cooler die Cloud von überall auf der Welt im vollem Umfang nutzen zu können, aber auch zuhause kann sie einen großen Dienst leisten. Mehr will ich nicht schreiben, da ich mich sonst nur wiederholen würde. Einfach meinen Artikel dazu abchecken und los basteln!
VPN Server
Richtig gelesen. Wer meinen Rant über falsches oder Halbwissen über VPNs gelesen hat, wird vielleicht etwas verwundert sein. Außerdem, ein VPN der zuhause läuft? Warum denn das? Zu erst sollte man vielleicht mal die Vielseitigkeit eines VPN Servers beleuchten, denn Anonymität ist (k)eine Seite davon. Wer studiert kennt vielleicht den Uni VPN, der verwendet wird um sich in das W-Lan einloggen zu können. Und genau das gleiche könnt ihr auch mit einem VPN Zuhause machen. Ich habt eine Nextcloud laufen und wollt sie auch außerhalb verwenden? Ein VPN Server bietet genau diese Möglichkeit!
Sicherer Zugriff auf Geräte, die zuhause liegen; Unsichere öffentliche Verbindungen können damit umgangen werden und noch vieles mehr. Ein VPN kann mehr als das, was immer herum getratscht wird.
OpenVPN und WireGuard bieten schon eine perfekte Hilfe, außerdem kann es mal eine gute Gelegenheit sein OpenBSD eine Chance zu geben. Ein schönes Videotutorial zu OpenVPN und WireGuard findet ihr hier verlinkt!
Searx
Auch hierzu habe ich bereits einen Artikel verfasst. Searx ist eine Metasuchmaschine, die ihr selbst hosten und verwenden könnt. Und warum genau auf einem Pi? Warum denn nicht! Ihr habt die Möglichkeit eure eigene Searx Instanz einfach zuhause laufen zu lassen. Ihr habt die volle Kontrolle über die Datenschutzaspekte und könnt genau bestimmen, welche Suchmaschinen in die Ergebnisse einfließen sollen. Ohne mich viel wiederholen zu wollen, gibt es noch ein paar genauere Vorteile für das Hosting auf einem Pi! Zum einen eine geringere Sicherheitsanforderung. Bei einem VPS müsst ihr viele Sachen bedenken, euch genau informieren und sollte der Server zur Virenschleuder werden, was bei einem Webserver nun mal schnell passieren kann, seid ihr dafür verantwortlich. Das ist bei einem Pi im LAN weniger der Fall. Hier reichen schon eher die “basic” Sicherheitsaspekte aus, SSH-Keygen und Port ändern genügt gerne schon, da der Server ja nicht öffentlich für jeden einsehbar und verwendbar ist. Außerdem könnt ihr euch so mehr an das Thema Webserver im Allgemeinen herantasten, ohne irgendwelche großen Konsequenzen tragen zu müssen. Eine Anleitung dazu findet ihr hier!
Tor Relay
Ich werde nicht genau erklären, was Tor ist oder wie das Onion-Netzwerk funktioniert, da es einfach komplett den Rahmen sprengen würde. Daher kurz nur angeschnitten: Das Tor Netz funktioniert über mehrere Verbindungen. Ein Entry-Relay, mehrere Middle-Relays und einem Exit-Relay. Und diese Relays könnt ihr selbst hosten! Eine genaue Anleitung mit allen Regeln, Tipps und Vorgaben findet ihr auf der Tor-Support Seite, die hier verlinkt ist. Diese Relays zu hosten sind nicht illegal und bringen euch auch nicht in Schwierigkeiten. Die Verbindungen sind verschlüsselt und ihr selbst habt auch keinen Einblick in den Traffic. Zumindest bei Middle-Relays, denn Entry- und Exit-Relays sind da eine ganz andere Geschichte. Als Betreiber eines Exit-Relays könntet ihr rechtliche Anfragen erhalten, da hier der Traffic das Tor-Netzwerk verlässt und in manchen Fällen unverschlüsselt sein kann. Während ihr als Betreiber eines Entry-Relays weniger offen seid, da der Datenverkehr noch verschlüsselt ist, ist es besonders wichtig, sich über die rechtlichen Aspekte und möglichen Verpflichtungen im Klaren zu sein. Wenn ihr also überlegt, ein Relay zu betreiben, startet erstmal mit einem Middle-Relay. Ein grandioses Tutorial inklusive mehr Informationen dazu findet ihr, wie immer, bei Mental Outlaw!
Spieleserver
Vielleicht kennt es noch der ein oder andere: Die erste Berührung mit einem eigenen Videospiel Server war wohl ein Hamachi-Minecraft Server. Und warum genau sollte solch ein Server nicht auch auf einem Pi laufen? Ob nun mit Hamachi oder nicht ist erst mal egal, denn durch No-IP oder auch andere Möglichkeiten sind die Spieleserver auch ohne Hamachi möglich. Dann solltet ihr jedoch genaue Sicherheitsaspekte berücksichtigen, wie Firewall, Port und Betriebssystem Konfiguration. Aber das nur am Rande. Auch wenn der Pi vielleicht nicht die beste und größte Performance für einen übergemoddeten Minecraft Server mit 100 Spielern hat, so reicht er aus um ein paar kleinere Server zu betreiben. Einen einfachen Minecraft Server? Kein Problem! Dedizierte Spieleserver-Software wie SteamCMD kann ebenfalls auf dem Pi installiert werden. Im Prinzip hängt es nur vom Spiel und von der Erwartung ab, die man an den Server hat. Ich würde empfehlen den Pi als Server für kleinere Gruppen zu verwenden, denn besonders hier kann es sehr von Vorteil sein ein dediziertes Gerät für den Server zu besitzen.
Wie genau die Performance auf einem Pi ist, variiert von Modell zu Modell. Empfehlen würde ich aber mindestens einen Raspberry Pi 4 mit mindestens 4GB RAM zu nehmen.
Einen schönen Einstieg findet ihr hier!
Sonstiges
Der Pi ist ein Computer. Ein Server ist nichts anderes. Die Möglichkeiten sind schier unendlich. Kommunikationsserver, Organisationsserver oder was auch immer habe ich hier mal nicht beleuchtet, da die Nextcloud das ganze gut abdeckt. Von Kommunikation, zu Storage, über Organisation bis hin zu Office-Suites kann die Cloud eigentlich alles. Weiter könnte man einen Matrix oder XMPP Server auf einem Pi schmeißen, aber das sind eher Dinge, die auf einem dedizierten Server bzw. VPS besser laufen. Performance, Skalierbarkeit und Zuverlässigkeit sind da einfach mehr gegeben, als auf einem kleinen Einplatinencomputer. Aber wer das auch mal testen will, hat damit die perfekte Möglichkeit! Grundsätzlich kann ich immer empfehlen: Wer sich mehr mit Servertechnik und Serverhosting, sowie Serverpflege auseinandersetzen will, hat mit einem Pi einfach die perfekte Möglichkeit. Und jetzt viel Spaß beim herumspielen! Wer mehr über das Selfhosting erfahren will, kann sich mal im Sub-Reddit r/selfhosted umsehen.